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Häufig gestellte Fragen zur
Kursevaluation mit dem ITSE-Modell

(c) Georg Lind

Letzte Änderung: 21.2.2007

Inhalt

 

An dieser Stelle werden Fragen zu der Kursevaluation nach dem ITSE-Modell beantwortet. ITSE ist die Abkürzung für den englischen Namen des Modells: Improvement of Teaching Through Self-controlled Evaluation (Verbesserung der Lehrer durch selbst-kontrollierte Evaluation), wobei das "selbst" sich auf den bezieht, der den Unterricht oder die Lehre verantwortet., in der Regel der Dozent oder Lehrer. Es kann aber auch ein Hochschulrektor oder ein Schulleiter sein, der seine eigenen Maßnahmen evaluieren möchte, um sicher zu gehen, dass er oder sie mit ihren Maßnahmen richtig liegt. oder ein Bildungsminister... eben jeder, der daran interessiert ist, ob er die richtige Wirkung mit dem erzielt, was er macht.

ITSE unterscheidet sich von anderen Evaluations-Modell in vielerlei Hinsicht:

  • ITSE unterstellt, dass der Lehrende selbst daran interessiert ist, gute Arbeit zu tun, also seine Lehrmethoden so zu wählen und einzusetzen, dass die Teilnehmer möglichst viel lernen können. Welchen Grund sollte ein Dozent sonst haben, ITSE einzusetzen?
  • ITSE geht von vielen Untersuchungen aus, die zeigen, dass intrinsisch Motivation mehr bewirkt als äußere Kontrolle und Sanktionen. Die Rückmeldung an den Lehrenden, wie effektiv die von ihm gestaltete Lehre ist, stellt die stärkste Motivation dar, sich um gute Lehre zu bemühen. ITSE ist daher anonym und vollkommen sanktionsfrei.
  • ITSE berücksichtigt die Erkenntnis, dass man mindestens zweimal (vor und nach einem Kurs) eine Erhebung des Lernstands durchführen muss, um etwas über den Lernzuwachs in einem Kurs erfahren zu können. Die sonst üblichen einmaligen Erhebungen sind ohne jeden Informationswert.
  • ITSE hat sich in der Praxis bereits bewährt. Dem Entwickler von ITSE, Georg Lind, ist es damit gelungen, Lehrmethoden zur Förderung der moralischen Urteils- und Diskursfähigkeit, die sich anfänglich als unwirksam erwiesen, zu einer hoch wirksamen Methode fortzuentwickeln, der Konstanzer Methode der Dilemmadiskussion (mehr). Andere Lehrende haben ITSE ausprobiert und berichtet, dass es hilfreiche Hinweise für die Verbesserung der eigenen Lehre gibt und zudem half, den Kurs besser zu managen.
  • Das ITSE-Programm wird inzwischen auch international zu Forschungszwecken eingesetzt, um die Wirksamkeit von Kursen und ganzen Lehrprogrammen auf Hochschulebene zu evaluieren. Die Automobilfirma BMW hat den Entwicklung von ITSE besucht und Interesse an einer Anwendung in der eigenen Ausbildungsabteilung bekundet.
  • Eines der in ITSE verwendeten Testinstrumente, der "Moralisches Urteil-Test" (MUT) zur Erfassung von moralischer Urteilsfähigkeit wurde inzwischen in 29 Sprachen übersetzt und validiert und in vielen Ländern zur Evaluation von Lehrmethoden und in der Bildungsforschung eingesetzt. Der größte internationale Verband von Wirtschaftsprüfern, ACCA hat den MUT ausgewählt, um sein Wirschaftsethik-Kursprogramm (weltweit 250.000 Studierende) zu evaluieren.
  • ITSE wurde entwickelt, damit Kurse und Lehrmethoden maßgeschneidert, also zielkonform und lehrplanvalide evaluiert werden können. ITSE kann auf alle Lehrziele hin angepasst werden.
  • ITSE erlaubt es, den Lerngewinn in Kursen durch Lerntests sowie durch subjektive Lerngewinn-Einschätzungen zu messen. Das fehlt in den meisten Evaluationsinstrumenten, die in schule und Hochschule im Einsatz sind.
  • Mehr zu ITSE

Inhalt dieser FAQs (im Aufbau)

  • Fragen von Teilnehmern eines Physik-Kurses (Dozent: Daniel Bedau) ... mehr
WS 2006-07
 

Hallo Allerseits,
ich habe jetzt die Auswertung gemacht und möchte mich für die Kommentare bedanken!
Einige Antworten zu den zugegeben etwas seltsamen Fragen:
bei dem Test handelt es sich um den sogenannten "Moral Judgement Test", näheres findet Ihr unter https://moralcompetence.net/moral/dildisk-d.htm
Das Ziel der Methode der Dilemmadiskussion ist, für verschiedene Positionen gute, d.h. fundierte, und schlechte, weniger fundierte, Argumente anzugeben. Aus den Antworten kann man dann ablesen, ob der Unterschied zwischen diesen Arten von Argumenten erkennt wird. Deshalb sind die Argumente zu wenig differenziert. Eine Meinung wird nicht abgefragt.
Moralisches Urteilsvermögen bedeutet nicht, für oder gegen Sterbehilfe zu sein, sondern zwischen guten und schlechten Argumenten differenzieren zu können.
Warum solche seltsamen Fragen?
Der Test ist in dieser Form validiert worden, d.h. ich kann auf sinnvolle und vergleichbare Ergebnisse hoffen. Ehrlich gesagt, ich finde die Fragen auch seltsam.
Warum macht ein Physiker sowas?
Ich denke, daß es viele ungenutzte Möglichkeiten zur Verbesserung der Lehre gibt. Das Gebiet der Didaktik ist jedoch leider stark dogmatisiert, und es gibt viel zu wenige empirische Untersuchungen.
Ich habe ITSE ausgewählt, weil es sich um eines der ganz wenigen Verfahren handelt, die theoretisch fundiert sind und es sogar vergleichende internationale Untersuchungen gibt. ITSE schien mir daher für den Aufbau einer internetbasierten Lehrevaluation die beste Wahl, auch wenn nicht physikalisches Wissen abgefragt wird. Gerade von ungewöhnlichen Ansätzen kann man oft viel lernen und die Ergebnisse finde ich hochinteressant (eine weitere Untersuchung müssen wir den Fachleuten überlassen).
Da moralisches Urteilsvermögen kein Lernziel unseres Kurses ist, kann ich aus dem Ergebnis (s.u.) kein direktes Urteil über den Unterrichtserfolg ableiten. Langfristig werde ich den Test dahingehend ausbauen, das Unterrichtsziel abzufragen, aber wie soll man das testen? Für mich besonders wichtig ist, daß Ihr durch ITSE die Möglichkeit bekommt, absolut anonym Feedback zu geben und mir Eure Vorstellungen mitzuteilen.
Andererseits wirft auch der Moraltest viele interessante Fragen auf: Warum erreichen wir den Wert X, warum andere Fächer Y? Warum können Mediziner mit fortschreitendem Studium immer weniger zwischen Argumenten differenzieren, während fast alle anderen Studenten besser werden? Was wird das Ergebnis der Verschulung durch die neue Studienordnung sein?


Kann man dazu gezwungen werden?
Einen Fragebogen auszufüllen kostet natürlich Zeit, und wer möchte die schon freiwillig opfern? Besonders, wenn so seltsame Fragen gestellt werden. Feedback zu geben ist nicht einfach ( http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Feedback.shtml ) Lieber wäre es mir natürlich, das Feedback ohne Nachfrage zu bekommen.
Aus dem Test könnte man übrigens keine sinnvollen Aussage über eine einzelne Person treffen. Es wird immer jemand die Fragen anders verstehen, ohne daß sich daraus irgendetwas ableiten ließe. Der Test kann nur Gruppen erfassen.
Der Test ist absolut anonym, die Namen und Ergebnisse werden in verschiedenen Tabellen gespeichert. Die Angabe der Buchstaben der Eltern dient nur dazu, die beiden Fragebögen miteinander identifizieren zu können und werden danach gelöscht. Genausogut könnte man den Namen des Lieblingskuscheltiers eintragen, dieser ändert sich jedoch erfahrungsgemäß im Laufe des Semesters.

Was ist dabei herausgekommen:

Das Moralische Urteilsvermögen ist von 34 auf 36 gestiegen. Der Wert ist überdurchschnittlich. In anderen Situationen liegt der Durchschnitt erheblich unter 30. Letztes Semester habe ich Psychologen evaluiert und die Werte 24 und 23 erhalten.

Viele Grüße

Daniel

(Daniel Bedau)