Quelle: http://paed.com/offu/phoffu/i-offu.htm (22.11.2005)
Falko Peschel
Stufenmodell des Offenen Unterrichts ...
0 - Organisatorische Öffnung
1 - Methodische Öffnung
2 - Methodische und inhaltliche Öffnung
3 - Soziale Öffnung
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Stufe 0: Die organisatorische
Öffnung
als Vorstufe "Geöffneter Unterricht" - nicht "Offener Unterricht" |
Stufe 1: Die methodische
Öffnung
als Grundbedingung für jeden "Offenen Unterricht" |
Stufe 2: Die methodische
und inhaltliche Öffnung
als weitgehende Umsetzung eines "Offenen Unterrichts" |
Stufe 3: Die soziale
Öffnung
ist die Öffnung des Unterrichts in Richtung Demokratie und Selbstverwaltung |
Unserer Verständnis von Offenem Unterricht würde allerdings die Loslösung von den Materialvorgaben als Ausgangsbedingung jeglicher Öffnung ansehen: Öffnung ist nur da vorhanden, wo der Schüler wirklich methodische Freiheit hat und auf seinem eigenen Weg lernen kann — mit "Fehlern", "Umwegen" und "Sprüngen". Material und Lehrer müssen dem Weg des Schülers folgen, nicht umgekehrt. Deshalb stellt die organisatorische Öffnung der im Basisartikel angesprochenen Unterrichtsformen allein noch gar keine "richtige" Öffnung dar. Bei einem Verzicht auf die methodische Öffnung wird der traditionelle Unterricht auch bei organisatorischer Öffnung (Freigabe von Zeit/ Raum/ Sozialform etc.) oder bei inhaltlicher Öffnung (Auswahl des Materials/ Themas durch den Schüler) lediglich von einem lehrerzentrierten zu einem im Prinzip genauso geschlossenen "materialzentrierten" Unterricht. Schülerzentrierter wird hier nichts — zumindest nicht im Bezug auf die Prinzipien, welche die Lernpsychologie bzw. die Fachdidaktiken für Unterricht fordern: Der eigene Weg zum Wissenserwerb wird durch die meisten der verwendeten Arbeitsmittel genauso blockiert bzw. unterbunden wie auch ein durch den Schüler selbst getragenes interessegeleitetes Lernen.
In diesem Sinne stellt die methodische Öffnung Grundbedingung für jegliche qualitative Öffnung dar. Sie basiert auf der konstruktivistischen und lernpsychologischen Annahme, dass Lernen ein eigenaktiver Prozess ist.
Die nächste Stufe ist die Erweiterung um die inhaltliche Dimension. Grundlage hierfür ist der Ansatz des interessebezogenen Lernens, d. h. man lernt am schnellsten und einfachsten (und meist sogar ohne es als "Lernen" zu empfinden), wenn man sich selber für einen Gegenstand interessiert. Für den Unterricht bedeutet das, dass nicht nur die Lernwege, sondern auch die Inhalte vom Lehrer freigegeben werden.
Die sozial-integrative Öffnung ist schließlich als Ergänzung eines jeden Unterrichts auf der Ebene des sozialen Miteinanders zu verstehen. Sie ermöglicht nicht nur das Bilden eigener Regel- und Sozialstruktur, sondern verhindert auch, dass Kinder, die — biographiebedingt — eben nicht in das von außen vorgegebene Raster passen oder sich nicht so schnell anpassen können, zuerst "segregiert" bzw. zu Außenseitern werden (vgl. Peschel 2001).
Literatur:
Peschel, Falko: Offener Unterricht ist präventiver Unterricht — Präventiver Unterricht ist Offener Unterricht. In: Lumer, Beatrix (Hrsg.): Integration behinderter Kinder. Berlin (Cornelsen Scriptor) 2001 (S. 74-88)
Peschel, Falko: Öffnung des Unterrichts - ein Stufenmodell. In: Bartnitzky, Horst/ Christiani, Reinold (Hrsg.): Berufseinstieg: Grundschule. Leitfaden für Studium und Vorbereitungsdienst. Berlin (Cornelsen Scriptor) 2002
Peschel, Falko: Offener Unterricht — Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Teil I: Allgemeindidaktische Überlegungen. Teil II: Fachdidaktische Überlegungen. Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengehren) 2002
Reinhardt, Astrid: Wirkungen und Vorteile des ISP. Unv. Manuskript. Troisdorf 2001
Ruf, Urs/ Gallin, Peter: Dialogisches Lernen in Sprache und Mathematik. Seelze-Velber (Kallmeyer) 1998
Zehnpfennig, Hannelore/ Zehnpfennig, Helmut: Was ist "Offener Unterricht". In: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung (Hrsg.): Schulanfang. Soest (Landesinstitut für Schule und Weiterbildung) 1992 (S. 46-60)